Choreografie: Célestine Hennermann
Tanz: Johanna Roggen/Kristin Mente Josefine Wosahlo
Musik: Gregor Prahl with Vassily Dück
Bühne/Kostüm/Ausstattung: Sounds of Silence
(Susanne Kessler & Petra Eichler)
Dramaturgie: Ilana Reynolds
Premiere: 4.5.2017, Societätstheater Dresden
Im Rahmen der TANZLAND-Förderung entstand in Eschborn 2018 die Fassung “Aller Anfang – A Live Concert” mit Live Musik und einer weiteren Tänzerin auf der Bühne.
Eine Tanzperformance für Kinder ab 3 Jahre
In Zusammenarbeit mit the guts company
Aller Anfang
„Aller Anfang ist schwer“ sagt ein bekanntes Sprichwort, das bei der Bewältigung neuer Situationen oder Herausforderungen herangezogen wird. Oder man spricht mit Goethe „Aller Anfang ist heiter“ und verweist auf die Leichtigkeit des Unbekannten.
Ausgangspunkt der Tanzproduktion für die Allerkleinsten „Aller Anfang“ sind diese beiden Aspekte des Entdeckens von Unbekannten und des Erlernens von Neuem.
Noch einmal begeben wir uns an den Anfang des Lebens und erzählen in der dramaturgischen Abfolge eines Tags, wie es ist, ständig mit neuen unbekannten Situationen konfrontiert zu sein.
Begleitet von überdimensionalen Objekten (Raum: Sounds of Silence) auf der Bühne erforschen die Tänzerinnen Johanna Roggan und Josefine Wosahlo die Wahrnehmung, die allerersten Schritte zu wagen. Was macht der Körper? Wie und von wem erlernt er Neues? Daraus entwickelt sich eine spontane Handlung, die den Tag eines Kindes von morgens bis abends zeichnet. Auf einem über die Bühne gespannten gelben Faden werden die Artefakte dieses vergangenen Tages aufgesammelt und bleiben als Erinnerungen zurück.
Die Tänzerinnen begegnen sich selbst und entdecken sich gegenseitig. Verspielt, voller Phantasie und als echte Kameraden erforschen sie ihr neues und unbekanntes Territorium. Die Objekte verwandeln sich kontinuierlich zu neuen Bildern, in denen die ausdrucksstarke Physis der Tänzerinnen mit der musikalischen Komposition von Gregor Praml in Dialog tritt. Töne entwickeln sich zu Worten und Gesten zur Sprache, um am Ende des Tages da wieder anzuknüpfen, wo alles begann: „Aller Anfang“.
Die Dresdner Tanzcompany the guts company produziert im Frühjahr 2017 in Zusammenarbeit mit der Frankfurter Choreografin Célestine Hennermann ein Tanzstück für Kleinkinder. Seit 2015 ist Hennermann Dramaturgin von The guts company. The guts company ist eine junge Dresdner Tanz-Company, gegründet 2013 von Johanna Roggan und Josefine Wosahlo, und will das Innere, das körperliche und auch emotionale Zentrum der Zuschauer ansprechen. Mit ihrem Engagement in der lokalen Tanzszene sind sie an den Entwicklungen der freien Tanzszene Dresdens maßgeblich beteiligt.
In ihren Inszenierungen arbeitet die Company als offenes Netzwerk und sucht stets nach projektbezogenen Partnern aus Tanz, Musik, Bildender Kunst, Bühnenbild und den Neuen Medien. Genre-übergreifende zeitgenössische Tanzstücke, Tanzfilme, site-specific productions, interaktive Produktionen und performative Installationen entstehen in diesen Kontexten.
“Tänzerische und gestische, vor allem mimische Elemente erzählen vom Lernen und Erleben bei der Erkundung der umgebenden Welt(en), seien sie real oder eingebettet ins Spiel, das vorsichtig und tastend daherkommt oder rasant, laut und ungestüm. All das ist fein und wunderbar getanzt.”
Von Luise Wolter, Dresdner Neue Nachrichten, 16. Mai 2017
Bestimmt wird diese Choreografie von der Bewegungslust, die ja eigentlich allen Kindern eigen ist und die nicht selten auch dazu führt, Anfänge zu wagen, weiter zu kommen, einen großen Bogen zu schlagen und dann doch wieder anzukommen. Das bestimmt auch den Tanz von Johanna Roggan und Josefine Wosahlo im Dialog mit der Musik von Gregor Praml, der es versteht, etwa ein fröhliches Kinderlied am Morgen vielfach zu variieren, aber die Melodik dabei nicht zu verspielen. Darauf reagieren die Tänzerinnen, so finden sich auch bei ihnen die Themen und darauf die Variationen. Tanz und Spiel gehen ineinander über und da sind sie dann wohl auch ganz schön nahe an der Art, wie man es bei Kindern beobachten kann, die aus der Konzentration des Spiels plötzlich in die Freiheit einer bewegten Geste kommen, um gleich darauf sich ihrer Beschäftigung zu widmen.
„Aller Anfang…“, ja klar kennt man, „ist schwer“, so geht es weiter. Schwer dürfte dieser Anfang vielleicht sein im Hinblick auf die Gewinnung des Zielpublikums, denn bislang ist es nicht üblich, dass die freie Tanzszene sich an so junges Publikum wendet. Höchste Zeit! Aber im Hinblick auf diese gelungene Produktion kann man es mit Goethe halten: „Aller Anfang ist heiter“. Wer wollte Goethe widersprechen.
Tanznetz, veröffentlicht am 04.05.2017, von Boris Michael Gruhl